Interview

Mostafa Ahmadie, geboren 1994. Mostafa hält sich seit Juli 2004 in Deutschland auf. Er wurde auf Initiative und Kosten von der Familie Ayas nach Deutschland gebracht und wird seit Dezember, nach Gründung der Stiftung „Nothilfe für afghanische Kinder“, durch die Stiftung betreut.

Lokalanzeiger: Aus welcher Stadt in Afghanistan kommst Du?
Mostafa: Aus der Hauptstadt Kabul.

Frage: Wie groß ist Deine Familie?
Mostafa: Ich habe noch zwei Brüder und zum Glück auch noch beide Eltern.

Frage: Unter welcher Krankheit leidest Du?
Mostafa: Ich habe starkes Rheuma mit Entzündung der Gelenke.

Frage: Wie äußert sich das bei Dir?
Mostafa: Vor sechs Jahren, im Alter von 5 Jahren, habe ich Schmerzen in den Knien und Rücken verspürt. Diese Schmerzen wurden immer stärker und zudem wurden auch weitere Gelenke angegriffen. Zuletzt konnte ich keine 100 Meter am Stück selber gehen.

Frage: Bist Du schon einmal woanders deswegen behandelt worden?
Mostafa: Ja, in Afghanistan und während unserer Exilzeit auch in Pakistan.

Frage: Wie bist Du nach Deutschland gekommen?
Mostafa: Ich habe Herrn Dr. Ayas in Estalef in Afghanistan kennen gelernt. Er war dort mit anderen Ärzten um humanitäre Hilfe zu leisten. Als wir hörten, dass die Ärzte aus Deutschland in Estalef Kranke medizinisch betreuten, hat mein Vater mich dort hingefahren. Estalef liegt etwa 60 km entfernt von Kabul. Zum einen untersuchten und behandelten Sie dort viele Patienten kostenlos und versorgten sie auch mit Medikamenten. Dr. Ayas war wegen meines Zustandes sehr besorgt, weil eine effektive Behandlung für mich in Afghanistan nicht möglich war. Er konnte mir in meinem Heimatland nicht richtig helfen und versprach, mich nach Deutschland zu holen, was er dann auch letztes Jahr tat.

Frage: Was wäre aus Dir geworden, wenn Du nicht die Chance bekommen hättest nach Deutschland zu kommen?
Mostafa: Mein Zustand hätte sich wohl so verschlechtert, dass ich heute mit hoher Wahrscheinlichkeit stark pflegebedürftig wäre.

Frage: Wie hast Du die medizinische Versorgung in Afghanistan kennen gelernt?
Mostafa: Es fehlte nahezu an allem, was für eine medizinische Behandlung notwendig ist. Es gibt wenig ausgebildete ärzte. Die Krankenhäuser sind nach wie vor schlecht ausgerüstet. Man hat mich nur mit Schmerzmittel behandelt. Die ärzte dort hatten Schwierigkeiten überhaupt eine exakte Diagnose zu stellen.

Frage: Wer hat Deine Erkrankung festgestellt?
Mostafa: Dr. Ayas und seine Kollegen vermuteten bereits in Afghanistan, dass ich an einer sehr schweren Gelenkrheumaerkrankung leide.

Frage: Welche Untersuchungen waren für die Diagnose erforderlich?
Mostafa: Um die Diagnose zu bestätigen, waren umfangreiche Untersuchungen in Deutschland erforderlich, welche leider die Befürchtungen von Dr. Ayas bestätigten.

Frage: Hätte man diese Untersuchungen nicht auch in Afghanistan machen können?
Mostafa: Leider nicht.

Frage: Wie bist Du in Afghanistan behandelt worden?
Mostafa: Nur mit Schmerztabletten.

Frage: Bei welchen Ärzten wurdest Du in Deutschland behandelt?
Mostafa: Zunächst bei dem Internisten Dr. Chahem und dem Orthopäden Dr. Wozniak in Altenkirchen. Dann wurde ich von Frau Prof. Hermann in der Rheumaklink in Wiesbaden und später im St. Josef-Stift in Sendenhorst untersucht und stationär behandelt.

Frage: Wo wirst Du im Moment behandelt?
Mostafa: Auch im St. Josef-Stift beim Chefarzt Dr. Ganser.

Frage: Was kannst Du uns über die derzeitige Situation in Afghanistan berichten?
Mostafa: Es gibt viele Waisenkinder, welche ganz auf sich allein gestellt sind. Viele Kinder sind durch die noch vorhandenen Mienenfeldern verstümmelt. Für diese Kinder gibt es keine Möglichkeit einer Schulbildung und keine Unterkunft.

Frage: Hast Du noch etwas zu sagen, was Dir wichtig ist?
Mostafa: Ja, ich möchte allen Ärzten danken und der Stiftung „Nothilfe für afghanisiche Kinder“, welche meine Behandlung erst ermöglicht hat. Diese Stiftung kümmert sich des Weiteren auch noch um andere kranke Kinder, welche in Deutschland und in Afghanistan behandelt werden. Bitte vergessen Sie die hilflosen Kinder in Afghanistan nicht! Sie sind auf Ihre Unterstützung angewiesen. Daher bitte ich alle, die es irgendwie ermöglichen können, und ist der Beitrag auch noch so klein, die Stiftung „Nothilfe für afghanische Kinder“ finanziell zu unterstützen. Damit helfen Sie den ärmsten Kindern auf der Welt.

Wir danken Dir für das Gespräch und wünschen Dir eine baldige Genesung.